US-Inlandsverbrauch bleibt Zünglein an der Waage
Trotz der bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit des US-Inlandsverbrauchs setzt sich die Verlangsamung der Weltkonjunktur fort. In den USA konnten die überschüssigen Finanzreserven, die die Haushalte während der Pandemie gebildet hatten, trotz der deutlich verschärften monetären Bedingungen eine größere Abschwächung der Nachfrage im gesamten Jahr 2023 verhindern, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
„Aufgrund des allmählichen Abbaus der zusätzlichen Ersparnisse beginnt der inländische Verbrauch jedoch leichte Anzeichen einer Abschwächung zu zeigen, die sich 2024 noch verstärken könnte“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. „In der Eurozone erklären die zusätzlichen Energiekosten und weniger großzügige Steuerausgaben die stärkere Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit, die sich im vierten Quartal weiter verlangsamte.“
Insgesamt bleibt die Weltkonjunktur fragil, zumal die geldpolitische Straffung der Zentralbanken erst in der ersten Hälfte 2024 ihre volle Wirkung entfalten dürfte. Guy Wagner
Die Weltkonjunktur bleibt fragil
In China bleibt die fehlende Erholung des Bausektors das Haupthindernis für eine günstigere Konjunktur, zumal die Regierung nicht bereit zu sein scheint, groß angelegte Stützungsprogramme aufzulegen, die durch zusätzliche Schulden finanziert werden müssten. In Japan belastet die hohe Inflation die Realeinkommen der privaten Haushalte trotz günstiger Lohnabschlüsse im Laufe des Jahres. „Insgesamt bleibt die Weltkonjunktur fragil, zumal die geldpolitische Straffung der Zentralbanken erst in der ersten Hälfte 2024 ihre volle Wirkung entfalten dürfte.“
Federal Reserve deutet Leitzinssenkung an
Entsprechend den Erwartungen ließ die US-Notenbank auf ihrer Dezembersitzung die Leitzinsen unverändert. Ihr Vorsitzender Jerome Powell deutete sogar zum ersten Mal seit Beginn der geldpolitischen Straffung an, dass der kommende Leitzinsschritt nach unten gerichtet sein könnte. „Der Konsens der Analysten geht nunmehr von sechs Zinssenkungen im Jahr 2024 aus, was doppelt so viel ist wie die offizielle Prognose des geldpolitischen Ausschusses, und erwartet eine erste Lockerung im März“, unterstreicht der luxemburgische Ökonom. In der Eurozone ließ die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen im Dezember ebenfalls unverändert. Dennoch war sie trotz eines schwächeren Wirtschaftswachstums als in den USA zurückhaltender, einen Schwenk bezüglich der Richtung ihrer Leitzinsen zu signalisieren. Laut Präsidentin Christine Lagarde wurde eine mögliche Zinssenkung bei der Sitzung des EZB-Rates im Dezember zu keinem Zeitpunkt diskutiert.
Anleiherenditen sinken
Die Aussicht der US-Notenbank auf eine Lockerung der Geldpolitik 2024 verstärkte die im November begonnene Entspannung der Anleihezinsen auf beiden Seiten des Atlantiks. So sank in den USA die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe. In der Eurozone ging der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien jeweils zurück. Allein im Dezember stieg der JP Morgan EMU Government Bond Index um 3,6 Prozent, wodurch sich der Anstieg für das gesamte Jahr 2023 auf 7,0 Prozent erhöhte.
Euphorisches Jahresende zahlreicher Aktienindizes
Der Schwenk der US-Notenbank, der die Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik 2024 ohne das Eintreten einer Rezession beflügelte, ermöglichte es den Aktienmärkten, nach ihrem bereits starken Novemberanstieg weiter zuzulegen. „Dank eines euphorischen Jahresendes näherten sich viele Aktienindizes ihren bisherigen Höchstständen, die sie vor rund zwei Jahren erreicht hatten, oder übertrafen diese sogar“, sagt Guy Wagner abschließend. „Auf Sektorenebene profitierten Immobilien, Industrie und Materialien am deutlichsten von den Aussichten auf Zinssenkungen, während die meisten Energie-, Basiskonsum- und Versorgungswerte kaum am Anstieg der Börsenkurse teilnahmen.“