Auch USA scheinen nun wirtschaftliche Verlangsamung zu verzeichnen
Nach einer längeren Phase bemerkenswerter Widerstandsfähigkeit scheinen auch die USA eine wirtschaftliche Verlangsamung zu verzeichnen, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
Das hohe Bruttoinlandsprodukt-Wachstum von annualisiert 5,2 Prozent im dritten Quartal wird sich in den letzten drei Monaten des Jahres sicherlich nicht wiederholen. „Der wichtigste Leitindex für das verarbeitende Gewerbe bleibt weitgehend im negativen Bereich, während sich der Index für die Geschäftsentwicklung im Dienstleistungssektor allmählich der 50er-Marke annähert, die Expansion und Kontraktion voneinander abgrenzt“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. „Auch der Arbeitsmarkt zeigt erste Anzeichen von Schwäche, da die Arbeitslosenquote langsam wieder ansteigt.“
Obwohl die Währungshüter auf beiden Seiten des Atlantiks wiederholt höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum in Aussicht gestellt haben, steigen die Erwartungen, dass die Leitzinsen der Zentralbanken aufgrund der günstigen Inflationsentwicklung und einer weiteren Abschwächung der Weltkonjunktur ab dem ersten Halbjahr 2024 gesenkt werden. Guy Wagner
In Europa setzt sich die Konjunkturabschwächung fort
In Europa setzt sich die Konjunkturabschwächung fort, wobei dem BIP-Rückgang in Deutschland und Frankreich im dritten Quartal ein weiterer Rückgang zum Jahresende folgen könnte. „In China verhindert die Notlage vieler Bauunternehmen eine Erholung der Aktivität sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie, wobei letztere zusätzlich durch die Verlangsamung der weltweiten Nachfrage beeinträchtigt wird“, so die Einschätzung des Luxemburger Ökonomen. In Japan blieb das Wachstum des Inlandsverbrauchs im dritten Quartal hinter den Erwartungen zurück, da der Rekordanstieg der Nominallöhne durch die höheren Lebenshaltungskosten mehr als ausgeglichen wurde.
Anleger erwarten Senkung der Leizinsen schon ab erstem Halbjahr 2024
Der Inflationsrückgang gibt den Zentralbanken der USA und Europas die Möglichkeit, eine abwartende Haltung einzunehmen, um die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen zu analysieren. So dürften weder die Federal Reserve noch die EZB auf ihrer jeweiligen Sitzung im Dezember ihre Geldpolitik verändern. „Obwohl die Währungshüter auf beiden Seiten des Atlantiks wiederholt höhere Zinsen für einen längeren Zeitraum in Aussicht gestellt haben, steigen die Erwartungen, dass die Leitzinsen der Zentralbanken aufgrund der günstigen Inflationsentwicklung und einer weiteren Abschwächung der Weltkonjunktur ab dem ersten Halbjahr 2024 gesenkt werden.“
Kehrtwende an den Anleihemärkten
Im November lösten der Rückgang der Inflation und die abwartende Haltung der Zentralbanker, die auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus hindeuteten, eine Kehrtwende an den Anleihemärkten aus. So entspannten sich die Endfälligkeitsrenditen nach ihrem starken Anstieg im Oktober auf beiden Seiten des Atlantiks erheblich. In den USA fiel die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe. In der Eurozone sank der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Hoffnung auf geldpolitische Lockerung ohne Eintritt in eine Rezession beflügeln Aktienmärkte
Nach der Schwäche im Vormonat legten die Aktienmärkte im November kräftig zu. Guy Wagner: „Die allmähliche Entspannung der Inflation und die bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft im Laufe des Jahres veränderten die Erwartungen der Anleger, die nun mit einer sanften Landung der US-Wirtschaft rechnen. Im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr ist die Meinung, dass es der Federal Reserve gelingen wird, eine Rezession in den USA zu vermeiden, zum allgemeinen Konsens geworden.“ Auf Sektorenebene legten Technologie, Immobilien und Industrie am stärksten zu, während Basiskonsumgüter und Gesundheit nur geringfügig stiegen und Energie sogar einen Rückgang verzeichnete.