Signale für eine Konjunkturverlangsamung in den USA häufen sich
Das globale Wirtschaftswachstum bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau. Auch wenn der Vorsprung beim Wirtschaftswachstum in absoluten Zahlen nach wie vor jenseits des Atlantiks liegt, so scheinen doch die Dynamiken zwischen der europäischen und der US-amerikanischen Wirtschaft mittlerweile auseinanderzugehen, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
„Tatsächlich weisen mehrere Konjunkturindikatoren auf eine leicht anziehende Wirtschaft in der Eurozone hin, während sich die Signale für eine Konjunkturverlangsamung in den USA häufen“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. „Die von Bloomberg und Citigroup berechneten Indikatoren für Wirtschaftsüberraschungen fielen sogar zum ersten Mal seit 15 Monaten in den negativen Bereich.“ In China tun sich die Konjunkturindikatoren immer noch schwer, deutlich anzuziehen, da die tiefe Krise des Immobiliensektors die Stimmung der Haushalte nachhaltig belastet. Zwar wurden erneut Unterstützungsmaßnahmen angekündigt, doch scheinen diese noch immer nicht den erhofften Aufschwung auslösen zu können. In Japan sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal auf annualisierter Basis um 2 %, was vor allem auf den privaten Konsum zurückzuführen war, der nach wie vor durch den Rückgang der Realeinkommen beeinträchtigt wurde.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen unverändert bleiben, ist hoch, auch wenn der allgemeine Tenor nach wie vor lautet, dass die Zinsen im Laufe des Jahres gesenkt werden. Guy Wagner
Weg zum Zwei-Prozent-Inflationsziel bleibt ungewiss
Trotz der mäßigen Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks im vergangenen Jahr bleibt die Frage offen, ob und wie schnell sich die Inflation weiter in Richtung des offiziellen Ziels von 2 % bewegen wird. So ging in den USA die Gesamtinflationsrate im April leicht auf 3,4 % zurück. In der Eurozone beschleunigte sich die Gesamtinflationsrate im Mai auf 2,6 %.
Voraussichtliche Leitzinssenkung in der Eurozone
Im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank am 12. Juni ließen die verschiedenen Mitglieder der Federal Reserve im Laufe des Monats Mai verlauten, dass es aufgrund der hartnäckigen Inflation dringend notwendig sei, weitere beschwichtigende Signale abzuwarten, bevor die Rückkehr zu einer expansiven Geldpolitik einzuleiten wäre. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen unverändert bleiben, ist daher hoch, auch wenn der allgemeine Tenor nach wie vor lautet, dass die Zinsen im Laufe des Jahres gesenkt werden“, glaubt der luxemburgische Ökonom. In der Eurozone hingegen deutete die Europäische Zentralbank an, dass sie sich in Bezug auf die moderate Inflation ausreichend sicher sei, um auf ihrer Sitzung am 6. Juni eine erste Senkung der Leitzinsen vorzunehmen, ohne sich jedoch darauf festzulegen, dass dies der Beginn eines Zyklus sinkender Zinsen sein wird.
Volatilität an den Anleihemärkten
„Die Ungewissheit über die mittelfristige Entwicklung der Geldpolitik führte in den vergangenen Wochen zu Volatilität an den Anleihemärkten.“ Nachdem die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries im April stark angestiegen war, fiel sie im Mai zurück. „Die europäischen langfristigen Zinsen folgten dem umgekehrten Trend und setzten die Bewegung vom April fort.“ So stieg der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Aktienmärkte wieder auf der Gewinnerseite
Nach einer leichten Korrektur im April kehrten die Aktienmärkte im Mai wieder in die Gewinnzone zurück. Vor allem die Beruhigung bei den US-Anleihezinsen und die guten Quartalszahlen von Nvidia gaben den Aktien, insbesondere den US-amerikanischen, wieder Auftrieb. Insgesamt stieg der in Euro ausgedrückte Weltaktienindex MSCI All Country World Index Net Total Return um 2,5 % und erreichte damit wieder seine Höchststände von Ende März. „Auf Sektorenebene verzeichneten Technologie, Versorger und Telekommunikation die beste Performance, während Energie und diskretionäre Konsumgüter die einzigen Sektoren waren, die im Monat nachgaben“, sagt Guy Wagner abschließend.