Weltwirtschaft bleibt vom US-Inlandsverbrauch abhängig
Die Weltwirtschaft bleibt vom US-Inlandsverbrauch abhängig, der sich nach wie vor bemerkenswert widerstandsfähig zeigt und sogar der jüngsten Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt trotzt, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.
Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenquote von einem Tiefststand von 3,4 Prozent 2023 auf 4,2 Prozent im August wächst der private Konsum weiterhin mit einer annualisierten Rate von real etwa drei Prozent. „Die anhaltende Divergenz zwischen einer stagnierenden Industrieproduktion und expandierenden Dienstleistungsaktivitäten scheint die US-Wirtschaft nicht von ihrem stetigen Wachstumspfad abzubringen“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI - Banque de Luxembourg Investments. „In der Eurozone fehlt es dem Konjunkturwachstum an Schwung. Die jüngsten Aktivitätsindizes deuten auf eine Schwäche im Spätsommer hin, die sich nicht nur im verarbeitenden Gewerbe fortsetzt und durch einen angeschlagenen Automobilsektor verschärft wird, sondern sich auch auf den Dienstleistungssektor ausweitet, zumindest in den beiden wichtigsten Ländern Deutschland und Frankreich.“ In China scheinen die Behörden entschlossen zu sein, den Immobilienmarkt endgültig zu stabilisieren, dessen Verschlechterung in den vergangenen Jahren das Vertrauen der Haushalte stark beeinträchtigt hat und das Wachstumsziel von fünf Prozent für das gesamte Jahr in Frage stellt. „Auf die Ankündigung einer Reihe von geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen werden in Kürze fiskalische Stützungsmaßnahmen folgen, deren Einzelheiten und Umfang noch nicht bekannt gegeben wurden“, erläutert der luxemburgische Ökonom. In Japan legt die reale Kaufkraft der Haushalte aufgrund der rückläufigen Inflation und der Umsetzung der im Frühjahr ausgehandelten Lohnerhöhungen wieder zu, was im vierten Quartal zu einer Beschleunigung der Konjunktur führen sollte.
Die Senkung um 50 statt 25 Basispunkte zeigt die Entschlossenheit der Währungsbehörden, die Verschlechterung des Arbeitsmarktes einzudämmen, um eine Rezession zu verhindern. Guy Wagner
Gesamtinflation schwächt sich ab
Die niedrigen Ölpreise führten zu einer weiteren Abschwächung der Gesamtinflation, während die Kerninflation tendenziell stagniert. So ging in den USA die Gesamtinflationsrate im August auf 2,5 Prozent zurück. Die Kernrate des Deflators der privaten Konsumausgaben, der bevorzugte Inflationsmaßstab der Federal Reserve, blieb unverändert. In der Eurozone fiel die Gesamtinflationsrate sogar wieder unter die Zwei-Prozent-Marke und sank im September auf 1,8 Prozent. Die Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel veränderte sich hingegen kaum und ging geringfügig auf 2,7 Prozent zurück.
Federal Reserve leitet Zyklus der geldpolitischen Lockerung ein
Auf der Septembersitzung leitete die Federal Reserve den Zyklus der geldpolitischen Lockerung ein, indem sie das Zielband für die Federal Funds Rate um 50 Basispunkte senkte. Guy Wagner: „Die Senkung um 50 statt 25 Basispunkte zeigt die Entschlossenheit der Währungsbehörden, die Verschlechterung des Arbeitsmarktes einzudämmen, um eine Rezession zu verhindern. Da die Inflation in den vergangenen beiden Jahren erheblich zurückging, betrachten die Währungshüter im Rahmen ihres doppelten Mandats die Vollbeschäftigung nunmehr als vorrangiges Ziel.“ In der Eurozone senkte die Europäische Zentralbank ihren Einlagensatz wie erwartet um 25 Basispunkte, nachdem sie ihn im Juni bereits ein erstes Mal gesenkt hatte. Obwohl Präsidentin Christine Lagarde keine explizite Vorgabe mitteilte, sprechen die schwache Wirtschaftstätigkeit und die nachlassende Inflation für eine weitere Lockerung der Geldpolitik im vierten Quartal.
Abwärtstrend bei den langfristigen Zinssätzen hält an
Die mäßige Inflation und die von den beiden wichtigsten Zentralbanken eingeleitete Lockerung der Geldpolitik halten den Abwärtstrend bei den langfristigen Zinssätzen auf beiden Seiten des Atlantiks in Gang. So fiel die Endfälligkeitsrendite der zehnjährigen US-Treasury-Bonds. In der Eurozone sank der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Aktienmärkte kehren zu ihrem Aufwärtstrend zurück
Nach einer volatileren Phase im Juli und August kehrten die Aktienmärkte größtenteils zu ihrem seit Jahresbeginn fest verankerten Aufwärtstrend zurück. „Die Senkung der Leitzinsen um 50 Basispunkte, die von der Entschlossenheit der US-Notenbank zeugt, eine Rezession vermeiden zu wollen, sowie die von den chinesischen Behörden angekündigten umfangreichen geldpolitischen Unterstützungsmaßnahmen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes gaben den Aktienmärkten in den USA und in China Auftrieb.“ So stieg der S&P 500 in den USA um zwei Prozent und beendete den September auf einem neuen historischen Höchststand. Der MSCI Emerging Markets Index erhöhte sich noch deutlicher, angetrieben durch den starken Anstieg der Börsen in Hongkong, Shanghai, Shenzhen und Peking. Der MSCI All Country World Index Net Total Return in Euro beendete den Monat mit einem Plus von 1,5% und erreichte ebenso wie der S&P 500 einen neuen historischen Höchststand. „Auf Sektorenebene legten Konsumgüter, Versorger und Kommunikationsdienste am stärksten zu, während Energie, Gesundheit und Basiskonsumgüter am schlechtesten abschnitten“, sagt Guy Wagner abschließend.