Doppeljubiläum für den BL Equities Dividend - Interview mit dem Fondsmanager
Am 31. Oktober 2020 ist es genau 13 Jahre her, dass der Fonds BL Equities Dividend aufgelegt wurde. Seit drei Jahren ist Jérémie Fastnacht für das Management verantwortlich. Wir haben das Doppeljubiläum zu einem Gespräch mit dem Fondsmanager genutzt.
Sie sind jetzt seit drei Jahren Manager dieses Fonds. Wie hat sich Ihr Ansatz seither verändert?
Grundsätzlich verändert habe ich eigentlich nichts, sondern ich bleibe dem Ansatz treu, der sich bei BLI bewährt hat und von dem ich seit langem überzeugt bin: Wir investieren mit Disziplin und einer echten langfristigen Perspektive und kümmern uns nicht um Indizes oder kurzfristige Trends. Als Anlage kommen für uns ausschließlich Qualitätsunternehmen in Frage, die vernünftig bewertet sind.
Eine der großen Stärken von BLI ist, dass jedes Mitglied unseres Managementteams hinter diesem Ansatz steht, was auch ein beruhigendes Element für diejenigen ist, die in unsere Fonds investieren.
Die aktuelle Coronakrise zwingt viele Unternehmen, ihre Dividendenausschüttung auszusetzen; auch die Dividendenindizes sind stark gefallen. Ist diese Anlageklasse überhaupt noch sinnvoll?
Unser Ansatz im Management von Dividendenaktien unterscheidet sich grundsätzlich von anderen:
Wir durchsuchen nicht die großen Indizes, um Aktien mit besonders hoher Dividendenrendite zu finden. Wir gehen umgekehrt vor: Bei der Suche nach Investmentchancen beschränken wir uns bewusst auf ein eng umrissenes Anlageuniversum von Qualitätsunternehmen. Erst in einem zweiten Schritt wählen wir dann solche aus, die dem Anleger attraktive, nachhaltige und steigende Dividenden bieten.
Unter den tausenden börsennotierter Unternehmen gibt es nur einige Dutzend, die unsere strikten Qualitätsfilter erfüllen und Teil unseres Anlageuniversums werden können.
Sie alle sind mit soliden Fundamentaldaten ausgestattet.
Trotz der Krise im ersten Halbjahr 2020, die eine der schwersten der Börsengeschichte überhaupt war, verbuchen die Unternehmen, die im BL Equities Dividend vertreten sind, im Durchschnitt ein positives organisches Wachstum und sogar deutlich steigende Cashflows.
Von den 33 Unternehmen, die wir im Portfolio halten, haben lediglich zwei ihre Dividende je Aktie in diesem Jahr gesenkt. Die anderen 31 haben ihre Dividende je Aktie entweder beibehalten oder mehrheitlich sogar um durchschnittlich 6% erhöht.
Ganz allgemein gefragt: Sind Unternehmen, die typischerweise hohe Dividenden generieren, in Zeiten von rasantem technologischen Fortschritt, steigender Markenvielfalt und einer neuen Generation von Verbrauchern überhaupt noch aktuell?
Wir beurteilen eine Anlage nicht danach, ob sie in den sozialen Netzwerken oder in der Presse gerade im Trend liegt, auch nicht danach, wie sich die Finanzströme und der Aktienkurs kurzfristig entwickeln. Unsere Einschätzung basiert auf den Fundamentaldaten, die wir mit einer langfristigen Perspektive analysieren.
Die Unternehmen, die wir auswählen, sind bereits marktführend, bleiben aber agil und verfügen über solide Wettbewerbsvorteile, um sich behaupten zu können, sowohl im traditionellen Ladengeschäft als auch im Onlinehandel. Sie verfügen über beträchtliche Budgets für Marketing, Research und Innovation, über ausgebaute und effiziente Vertriebsnetze und über fast schon symbiotische Beziehungen zu den großen Einzelhandelsketten.
Unilever zum Beispiel hat seine Online-Umsätze im ersten Halbjahr 2020 um 50 % gesteigert, vor allem dank der Zusammenarbeit mit Online-Händlern wie Amazon.com oder Walmart.com, aber auch mit den chinesischen Digitalriesen Alibaba.com oder JD.com. Das Unternehmen hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 1.500 „Digitalexperten“ eingestellt, darunter den Direktor der Abteilung „Core Consumables“ von Amazon.com.
L’Oréal wiederum konnte im vergangenen Jahr ein Rekordwachstum bei seinen neun „Milliarden-Marken“ verbuchen. Und in diesem Jahr stieg der Online-Umsatz des Unternehmens um über 60 %.
Oder Nestlé: Das Unternehmen konnte, vor allem dank des Nespresso-Abosystems und der Übernahme der Starbucks-Lizenz, seinen Online-Umsatz in der Kaffeesparte in den USA verdoppeln.
Domino’s Pizza Enterprises schließlich bietet in manchen Ländern an, Pizzabestellungen per Smartwatch durch das Versenden eines Smileys aufzugeben; die Lieferung erfolgt dann innerhalb von fünf Minuten durch einen Pedelec-Kurier.
Givaudan (Weltmarktführer für Aromen und Düfte), SGS und Intertek (beide führend in den Bereichen Test, Inspektion und Zertifizierung) profitieren davon, dass die Innovationszyklen immer kürzer werden, die Zahl von Produkten und Marken zunimmt und sich Normen weiter entwickeln.
Microsoft, Accenture und TSMC, die zur Speerspitze der digitalen und technologischen Entwicklung gehören, sind schon seit vielen Jahren in unserem Portfolio vertreten.
Dies sind nur einige Bespiele, die zeigen sollen, dass die von uns ausgewählten Unternehmen alles andere als unzeitgemäß sind.
Unilever und Nestlé zum Beispiel werden übrigens oft als langweilig bezeichnet. Und dennoch lag ihre Gesamtrendite in den vergangenen zehn Jahren deutlich über der des weltweiten Aktienindex – trotz des starken Hausse-Markts. Wir halten die beiden Aktien jedenfalls seit über zehn Jahren.
Wie steht es mit der kurz- und langfristigen Performance? Dieses Thema dürfte die Anlegerinnen und Anleger ja besonders interessieren...
Unser Fonds wurde Ende 2007 aufgelegt. Nur wenige Fonds seiner Kategorie haben zwei große Wirtschaftskrisen durchgemacht und zeigen – kurzfristig wie langfristig – eine ähnlich gute risikobereinigte Performance.
Angesichts der Risikoaversion der meisten Anlegerinnen und Anleger und der Asymmetrie von Verlusten und Gewinnen meinen wir bei BLI: Es ist wichtiger, die Verluste in schwierigen Marktphasen zu begrenzen, als in Hausse-Phasen in vollem Umfang an der Euphorie der Märkte teilhaben zu wollen.
Man kann natürlich nichts für die Zukunft versprechen. Aber bis heute hat sich der BL Equities Dividend bei jedem signifikanten Einbruch der Aktienmärkte positiv hervorgetan.
Ist das aktuelle Umfeld günstig für eine Anlage in Ihren Fonds?
Ich glaube aufrichtig an den zeitlosen Vorteil unseres Ansatzes.
Anleger vergeuden immer wieder ihre Zeit damit, nach Korrelationen zu suchen, die vielleicht in der Vergangenheit gegolten haben mögen. Sie versuchen, den Ausgang von politischen Ereignissen, makroökonomische Zahlen oder Zinsbewegungen vorauszusagen. Oder – noch schlimmer: Sie versuchen zu prognostizieren, wie die Märkte und Millionen Anleger diese Ereignisse interpretieren könnten.
Es ist illusorisch zu glauben, solche Vorhersagen seien wiederholbar und zuverlässig möglich.
Uns scheint es viel sinnvoller, unabhängig von den geltenden Rahmenbedingungen darauf zu achten, dass wir die richtige Art von Unternehmen auswählen: hochwertige Unternehmen nämlich, die geschützt sind durch starke Wettbewerbsvorteile, die eine hohe Rentabilität auf das eingesetzte Kapital und hohe Cashflows bieten. Unternehmen mit einem rentablen Wachstumspotenzial und gesunden Bilanzen, die attraktive, nachhaltige und steigende Dividenden zahlen.